Dienstag, 6. Mai 2014

une pluie d'imagination.

...
Pause.
Stille.
Wie soll ich anfangen?
Ich schaue auf den gelben Post-it, der im Agenda klebt. Die mit Bleistift schnell aufgeschriebenen Punkte sind alles Dinge, die ich erzählen möchte. Motivation, hip hip hurra, setzte ich mich vor fünf Minuten an den Tisch, vor mir diese weiße Seite und nun seh ich irgendwie komisch durch die Gegend. Womit anfangen?
Ein Lied? Na gut.


(Das habe ich immerhin seit gestern Nachmittag im Kopf; dank der Serie "New Girl"...)

Nun, auf auf und hinein ins kalte Wasser. Sonst bin ich ja auch nicht um ein Wort verlegen:

Letzte Woche bestand fast überwiegend aus Feiertagen. Ok, es war nur einer, aber durch den spontanen Brückenbau fühlte es sich wie viele freie Feiertage an. Es zog mein Herz und mich in den Bauch Frankreichs. Ein wenig Sonne genießen, Füße baumeln lassen, süßen Kaffee trinken und durch kleine Straßen spazieren. Willkommene Abwechslung und eigentlich schlecht geplant, da diesen Sonntag mein Umzug bevorsteht zu dem mir immer noch die vier Wände fehlen, aber, du meine Güte, wer wird hier wohl ein Erbsenzähler sein?!


 Um mal etwas anderes als die Seine und das Panthéon zu sehen, zog es uns für einen Tag nach Lyon. Auf dem Hinweg hielten wir an einem Gebäude (?). Es ist schon ein paar Tage her und doch fehlt mir immer noch das passende Wort dafür. Dieser Bau nennt sich "Le Palais idéal du facteur cheval" und befindet sich in einem winzigen unscheinbaren Dorf, in welchem man die Bewohner an einer Hand zählen kann. Schräg gegenüber des Ästhetikpalastes steht das wohl Einzigartigste, dass ich bisher sehen durfte. Ende des 19. Jahrhunderts, nach dem Tod seiner Frau und seiner Tochter, errichtete der Postbote des Dorfes einen Palast und machte es, meiner Ansicht nach, zum Ort der Fantasie, der Einbildung und der Poesie. Aus Lehm und Stein entstanden Tiere, Häuser, wunderschöne Worte und alles wurde in muschelartigen Wänden integriert. Unsere Reiseführer warnten uns vor der Schrägheit dieses Ortes, doch persönlich fand ich es großartig. Ist es genial oder wahnsinn? Es ist Ausdruck. Der Innerste und Sensibelste.


 Am Nachmittag trafen wir in Lyon ein und es schien wie der Eintritt in eine schon mediterrane Welt. Der Baustil, das Ambiente, das Flanieren, die Gelassenheit der Einwohner ist nicht nordfranzösisch in dieser Stadt. Es hatte einen Hauch von Entspanntheit, trotz des Regens. Der alte Stadtteil mit seinen Gassen, versteckten Treppengängen und verschnörkelten Innenhöfen erinnerte an Shakespeare. Und über allem thront die Kathedrale. Wirklich bezaubernd. Doch nicht Paris.
Es ist schon erstaunlich; ich habe schon ein paar europäische Städte gesehen und dennoch ist Paris etwas besonderes. Man wird jedesmal von seinem gräulichen Schimmer angezogen und möchte es einatmen, in den Arm nehmen und sich fallen lassen.





 Am Sonntag, wieder zurück, passte ich am Nachmittag auf zwei wunderbare Kinder auf. Nach dem Schwimmbad verbrachten wir die letzten Sonnenstrahlen in den Arènes de Lutece. Ein Ort, den man am Wochenende und bei schönem Wetter einfach aufsuchen muss. Die Leute sitzen auf den Steinen, spielen Schach oder Karten oder trinken Cidre ode spielen Fußball. Die Kinder rennen rum und spielen Verstecke. Zwischen den Wohnhäusern stehen sie einfach so herum und sind wie ein perfekter Parkersatz.


Wie bereits mitgeteilt, ist Strasbourg das nächste Ziel auf meiner Liste. Am Sonntag. Vor zwei Tagen wachte ich mitten in der Nacht auf, konnte den Blick nicht von unserer Wohnung und von ihm lassen und das schlechte Gewissen überkam mich. Fernbeziehungen finde ich unwahrscheinlich anstrengend und nervig. Momente, die man mit dem anderen teilen möchte, werden auf das Wochenende geschoben und haben dann an Unterhaltung verloren. Natürlich freue ich mich auf die dortige Zeit, doch ist mir die tristesse, die deswegen bei uns herrscht, nicht fremd. In solchen Momenten, wie in dieser Nacht, raubt sie mir den Schlaf und Frösche kommen angesprungen, um sich im Hals bequem einzurichten.


 L'amour. Darum ging es auch gestern abend in der Opéra Garnier bei "Orphée et Euridice". Liebende, die voneinander getrennt sind; die über Hürden gehen müssen, um sich wiederzusehen und deren Ungeduld dem Zusammensein ein Ende bereitet. Wie wunderbar getanzt wurde. Ich sehe mir so gerne Tanz an. Es ist faszinierend, wie Worte durch Bewegungen ausgedrückt werden können. Diese Anspannung, die durch den Körper fließt und jeden Finger kontrolliert. Wie sauber jeder Schritt ist; ja leichtfüßig, aber im guten Sinne. Danach ging es nach Hause. Ein Taxifahrer stand am Place Vendôme und spielte auf seiner Gitarre, während er auf Kunden wartete. In Ballerinas und mit der offenen Jacke vorbei am Kastaniengeruch und der glitzernden Seine, durch den Hof des Louvre und mit einem Blick auf den Place de la Concorde. Zu uns. In unser Nest. Das wir durch Geduld aufgebaut haben. In bunten Farben, die auch unsere Harmonie unterstreichen sollen.


Zum Schluss: ich kann seit Tagen nicht von mir lassen, Sommerkleider anzusehen. Ein Umzug steht bevor; der Kleiderschrank quillt über und trotzdem! Ich versuche mich nicht hinreißen zu lassen. Was für eine Qual! Dabei muss auch mal wieder ausgeräumt werden. Die Sommersachen stehen immer noch auf dem Schrank, weil ich mich noch nicht traue. Nun, vielleicht ein Projekt für dieses Wochenende?


 Ich wünsche euch eine sonnige und vielfältige Woche!








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