Montag, 21. Oktober 2013

Une lettre.

1. Ja, manchmal kann das Herz auch bei Pflichtaufgaben höher springen.

2. Neige ich zu brechtschen oder lessingschen Augen?

3. Drei Stunden können so lang sein ... 

4. ... zum Glück hält mich mein Gedankenhaferbrei auf Achse.

5. 10 Stunden nichts zu sagen, versetzt meine Zunge in einen deprimierten Zustand.

6. Ein Wochenende ist viel zu kurz.

7. Ja, auch im Herbst kann lesen im Park schön sein. 

8. Distanz bewahren.




Die letzte Woche versuchte ich die Depression und Herbstwutigkeit vor die Tür zu setzen. Was soll das denn auch mit dem Grummeln? So machte ich mich gleichzeitig auf den Weg um meine Mitmenschen ebenso wieder zum Lachen zu bringen. Und da in meinem Kopf die reinste Akrobatennummer aus Buchstaben Stäbe durch die Luft wirbelt, klappte dies sogar sehr gut.

Jedoch muss ich eine Frage stellen : Wann habt ihr das letzte Mal einen Brief geschrieben?

Es ist eine aussterbende Kunst. 
Es fängt beim Papierauswählen an.
Es geht über zur Tinte.
Es streift die Frage des Briefumschlages.
Es umarmt den Inhalt.

Was möchte ich dir, dem ungewissen Papier, erzählen? Welche Art Intimität möchte ich dir gewähren? Von welchem Rang aus kannst du die Untertitel meiner Erzählung verfolgen und, welche Ausschmückung wird dir wohl gefallen?

Der Kopf überlegt; die Hände zittern beim Gedanken an das ordentliche Schreiben. Die Hülle, die kreiert wird und eine Art Schutzmantel bietet, wird nicht wahrgenommen.
Der Blick aus dem Fenster ... Was kann ich noch erzählen?

Dann der Weg zur Post. Es ist sogar schon umständlich geworden schöne kleinkarierte Briefmarken zu bekommen. Klappt dies aber, dann werden die mühselig zusammengeschriebenen Zeilen auf eine Reise geschickt. Hoffentlich kommt er an. Hoffentlich gibt es einen retour. 

Sie haben Post.

Ja, auch ich schreibe noch Briefe. Doch ist es kribbelig zu wissen an einen großen Unbekannten zu schreiben, wenn meine Finger über die Tastatur, wie in diesem Augenblick, zischen. "Klick, klack", in einer kecken Altstimme. 

Ich wünsche dir eine Gute Nacht ... du Unbekannte / r. 

 

Montag, 14. Oktober 2013

Un chemin long.

  1. Wenn ein Schauspieler ein Akkordeon zückt und sich sein Kumpane nackt auszieht, dann mache die Augen zu.
  2. Wen will ich wirklich kennenlernen und wie durchbreche ich Mauern?
  3. Warum fällt nur zu spät ein, was man hätte sagen können?
  4. Aida, Philip Jordan, Olivier Py – gewaltig, symbolisch, zum Glück tomatenlos.
  5. Neue Brille – gestern hübsch, heute bäh.
  6. Wie sollen sich zwei Herzen verständlich machen?


    Es war eine kalte Woche. Sie fing fröstelnd an; ein Deprimiertsein kroch die Zehen nach oben. Müdigkeit, Sensibilität mit Nachgeschmack – da halfen weder gelbe Mütze, noch Café mit Freundin. Die Herbstangst. Wenn etwas neues angefangen hat und der Berg an Forderungen ohne Spitze scheint. Hoch oben in den Wolken und von Nebel bedeckt. Igitt. Da schlich sich der Mut unter die Bettdecke. Und dazu auch noch Regen.
    Ein Wutnachricht geschrieben. Rage auf medialisierte, hochgeputschte Theaterstücke, die nur in den Zeitungen Einhalt finden, weil X mit Y bekannt ist. Und der Text? Und die Botschaft? Und der kreative Gedankenschweiß? Kopfschütteln über ein großbürgerliches Sichbreitmachen in einem Quartier, das auch ohne Möchtegernkünstler auskommen sollte. In einem stetigen Lernprozess, in einem Geben und Nehmen, teilen und reichen, wessen Meinung zählt? Wem sollten wir Vertrauen schenken?

     
    Was lassen wir einnehmen? Wir nennen es Demokratisierung der Kultur, doch die Waage auf der sich die dazugehörigen Werte befinden, wird von finanzieller Abhängigkeit nach unten gezogen. Es ist wie damals auf dem Spielplatz. Das Kind kann nicht von der Wippe herunter, weil es jemand oben festhält. „Haha, seht her, mein Triumph!“ Dabei sollte es gemeinschaftlicher Spaß sein. Wippvergnügen war es für jenen, der die Kontrolle hatte, oder für den anderen mit der besseren Aussicht? Im Dispositiv Kultur – Finanzen, wer bekommt da welchen Platz auf der Wippe?


    Lasst mich einen Artikel der Libération hier einfügen, der neulich erschien. Es ging um eine im Gefängnis und von den Insassen aufgebaute Ausstellung. Der Text sprach von den präsentierten Werken, den unterstützenden Kuratoren, den Erlebnissen der Eingeschlossenen und ihrer Verbindung zu dieser Arbeit.
    So ist es immer wieder ein Ereignis in eine unbekannte Welt zu tauchen. Ein Buch zu lesen und das Gefühl zu haben, den Stift selbst zu halten. Vor einem Gemälde zu stehen und es umarmen zu wollen. Dies sind friedliche Momente. Und der Artikel, oder viel mehr die Vorstellung wie die Insassen wohl ihren Familien mit erhobenem Haupt durch die Ausstellung verhelfen sollten, ließ mich für einen kurzen Augenblick lächeln. Die Idee, wie Enttäuschung, Unverständnis, mal von den Schultern der Angehörigen fällt und sie gemeinsam etwas erleben können, ließ mich nicken. Positiv. Doch, der Moment war kurz. Die Frage, ob es Menschen gibt, die an diesem Lernprozess aufgrund ihrer Fehler ausgeschlossen werden sollten, ließ mich nicht mehr los.. Bis heute nicht. Wir sprechen von Vergebung, Nachtragendsein, der Vergabe zweiter Chancen. Und wenn wir dies nicht können?


    Wir wollen eine erreichbare Welt. Ohne Türen. Doch, sollten wir nicht trotzdem entscheiden können, wen wir unter welchen Umständen zu uns hinein bitten? Kultur für alle, Kennenlernen für jeden. Freie Wahl. Doch wer schafft diese Möglichkeiten und wie können wir sie so gestalten, das die Wippe ausgeglichen ist ...